Die Lieblingsjahreszeit beginnt
Die gemütliche Vorweihnachtszeit hat begonnen. Tauchen Sie ein in die Vergangenheit und erfahren Sie, wie in früheren Zeiten das Weihnachtsfest gefeiert wurde.
Die "stade" Zeit
Die „stade“ Zeit begann mit den Anklöpfeln. Jeden Donnerstag nachmittag vor Weihnachten sind wir, meine Geschwister und ich, in der Nachbarschaft von Haus zu Haus und haben Weihnachtslieder gesungen. Dafür gab es entweder ein paar Schillinge, selbst gebackene Kekse oder Süßigkeiten. Auch die Nachmittage am Kachelofen daheim in der Stube waren immer besonders gemütlich. Bei einer Runde, Mensch ärgere dich nicht oder Memory, verging die Zeit wie im Flug.
Weihrauch und Kekse
Nach der Schule wurden die verschiedensten Kekssorten wie Linzer Augen, Vanillekipferl, Lebkuchen oder Anisbögen gebacken. Entweder daheim oder bei Oma ging’s hoch her. Alle halfen mit in der Weihnachtsbäckerei. Meine Geschwister probierten lieber die Kekse, bevor diese in Keksdosen im Weihnachtszimmer verschwanden. Der Zugang zum Weihnachtszimmer war nur dem Christkind gestattet. Auch die Geschenke wurden dort verpackt und bis zum Weihnachtsabend aufbewahrt. Manchmal roch es nach Weihrauch aus dem Weihnachtszimmer. Wenn ich jetzt so zurückdenke, hab ich den Geruch in meiner Nase.
Der Nikolaus wusste alles
Den Adventkalender gab’s immer vom Nikolaus, meist selbstgemacht und mit Süßigkeiten gefüllt. Der klopfte manchmal an unsere Haustüre oder kam höchst persönlich mit einem Nikolaus Sackerl vorbei. Komisch nur, dass der Nikolaus immer so viel über unsere Schandtaten wusste und ihn unser Opa nie zu Gesicht bekam? Warum wohl, dieses Geheimnis wurde nie gelüftet.
Weihnachtsduft im ganzen Haus
An den Adventssonntagen, sobald es dämmrig wurde, musizierten meine Geschwister und ich am Adventskranz. Mein großer Bruder und ich mit der Blockflöte, nicht immer ganz fehlerfrei. Der Rest der Familie hat die alten Weihnachtslieder live gesungen. Das Büchlein mit den Texten hab ich immer noch.
Liebes Christkind
Den Brief an das Christkind zu schreiben, war uns immer besonders wichtig. Auf Briefpapier wurden die vielen Wünsche verfasst, mit Zeichnungen verziert und am Fenster für das Christkind deponiert. Manchmal war ich ganz schön enttäuscht wenn der Brief am nächsten Morgen immer noch da war. Dafür gab es manchmal auch eine Antwort mit goldener Schrift oder es blieb auch mal goldblondes Haar zurück. Unglaublich welche Freude wir daran hatten. Auch ein Erlebnis jedes Jahr, das Aufstellen der Krippe. Ein paar Tage vor Weihnachten holten wir die Krippe vom Dachboden, säuberten sie und stellten diese im Wohnzimmer auf. Mit den gesammelten Zapfen bzw. Tannenzweigen wurde die Krippe festlich geschmückt. Das Jesuskindlein wurde erst am Weihnachtstag in die Krippe gelegt.
Selbstgebackene Kekse verschenken
Am Weihnachtstag selbst, war die Aufregung von der Früh weg groß. Nach dem Frühstück ging’s hinaus. Bei Schnee auf die Skipiste oder mit der Rodel hinter dem Haus bergab. Bei grünen Weihnachten durften wir zu Opa in den Stall und die Tiere versorgen. Das Weihnachtsprogramm im TV war ebenso ein Highlight, ORF 1 und ORF 2 war die Auswahl. Die Weihnachtsmärchen auf ORF 1 hatten uns es besonders angetan. Da gab es auch keinen Streit unter uns Geschwistern. Meine beiden jüngeren Geschwister mussten bis sie 10 Jahre alt waren, den Nachmittagsschlaf einhalten. Wir älteren durften während dessen mit Papa die Nachbarschaft besuchen und die selbstgemachten Kekse verteilen. Auch ein besonders schöner Brauch.
Der heilige Abend
Fast zu langsam verging der aufregendste Tag im Jahr. Liebend gern denke ich an die vielen schönen Bräuche in unserer Familie zurück. Traditionell gab es am Heiligen Abend immer eine Würstelsuppe zum Abendessen. Eine klare selbstgemachte Rindsuppe mit Würstchen. Wir Kinder konnten kaum etwas davon essen, die Aufregung war viel zu groß. Nur nicht das Glöckchen vom Christkind überhören.
Oh, wie war die Spannung groß, voller Ehrfurcht auf in das Wohnzimmer. Die vielen Lichter am Weihnachtsbaum, der Duft von Weihrauch und Keksen, die Pakete unter dem Baum….ein immer noch wunderschönes Bild im meinem Kopf.