Advent, Advent, ein Lichtlein brennt. Aber ehe die erste Kerze hell erstrahlen kann, muss der traditionelle Adventkranz erst gebastelt, vielmehr gebunden werden. „Heißt es nicht ‚Adventskranz‘?“, fragen sich nun bestimmt einige. Das ist korrekt, aber nur zum Teil. Denn während in Deutschland und der Schweiz der Adventskranz mit Fugen-s geschrieben wird, heißt es in Österreich schlicht Adventkranz.
Auch wenn der grüne Kranz heutzutage aus der (Vor-) Weihnachtszeit kaum noch wegzudenken ist, geht seine Geschichte weniger weit zurück, als man vielleicht annimmt. Vor nicht einmal 200 Jahren hat der evangelische Pfarrer Johann Hinrich Wichern die Idee geboren, den Hamburger Straßenkindern die Wartezeit auf Weihnachten zu verkürzen. Dazu funktionierte er ein Wagenrad um, befestigte vier große weiße Kerzen für die Sonntage und dazwischen jeweils sechs rote Kerzen für die restlichen Tage. So wussten die Kinder nicht nur, wie viele Tage noch bis zum Heiligen Abend vergehen müssen, sondern lernten gleichzeitig auch noch das Zählen.
Aus dem sogenannten Wichernschen Adventkranz, der an einen Adventkalender erinnert, entwickelte sich schnell der heute bekannte Adventkranz aus Tannengrün mit vier Kerzen für jeden Sonntag. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts trat die neue Version ihre Reise aus Hamburg in den deutschsprachigen Süden an, 1925 wurde der einst protestantische Kranz erstmals in einer katholischen Kirche aufgehängt. Ab dem Ende des Zweiten Weltkriegs verbreitete sich der Adventkranz schließlich großräumig.
Adventkranz selbst binden & gestalten
Glücklicherweise hat sich der Adventkranz schon im 19. Jahrhundert weiterentwickelt, sodass wir kein Wagenrad als Grundlage brauchen. Ein Adventkranz, wie wir ihn heute kennen, setzt sich aus ganz einfachen Bestandteilen zusammen: ein Strohkranz, Tannenreisig (gern auch eine Mischung aus anderen Nadelbaumzweigen), Blumendraht, Gestecknadeln/Patenthaften, Dekoration und vier Kerzen – alles im Baumarkt oder beim Blumenhändler erhältlich.
Schritt 1: Der grüne Kranz
Bevor es ans Binden des Adventkranzes geht, sollte das Reisig etwas sortiert werden: Dicke Äste werden eventuell gekürzt, lange, feine Äste eigenen sich gut als Basis. Kleine Zweiglein sind ideal, falls am Ende noch ein paar „Löcher“ im Kranz aufgefüllt werden müssen.
Und dann geht es los: Das starke Ende des ersten Zweigs wird mit einer Gestecknadel am Strohkranz fixiert, der Rest des Zweigs mit Blumendraht an den Kranz gebunden. Ehe das Ende des Zweigs erreicht wird, schiebt man die nächsten Zweige unter das erste Grün und fixiert deren Enden gut versteckt mit einer Gestecknadel. Der Blumendraht wiederum hält den Rest der Zweige in Form. Ast für Ast wird der Strohkranz mit Reisig ummantelt – dabei die Unterseite aber bitte unbedeckt lassen, damit der Kranz eine gerade und stabile Auflagefläche hat.
Wer sich für gemischtes Reisig entschieden hat, sollte noch darauf achten, dass die unterschiedlichen Zweige schön gleichmäßig um den Kranz herum verteilt werden. Der Blumendraht lässt sich übrigens wunderbar unter kleineren Ästchen verstecken.
Hat man noch nicht viel Übung im Adventkranzbinden, kann es sein, dass der Strohkranz hier und da noch etwas durchscheint. In diesem Fall eigenen sich kleine Zweige wunderbar, um solche „Löcher“ zu stopfen. Meist kann man sie einfach in das bereits fixierte Reisig stecken und schon sieht der Kranz viel dichter aus.
Schritt 2: Die Kerzen
Ist der grüne Kranz fertig, geht es an die Platzierung und Fixierung der Kerzen. Traditionell werden die Kerzen im Quadrat montiert, es spricht aber auch nichts dagegen, sie nebeneinander in den Adventkranz zu stecken. Wichtig dabei ist, dass die Kerzen gut fixiert sind. Die einfachste Methode dafür sind fertige Kerzenhalter, die in der passenden Größe zu kaufen sind. Alternativ kann man sich auch Kerzenhalter basteln oder einen dicken Draht direkt in die Kerze führen (dazu einfach den Draht mit einer Flamme heiß werden lassen – Achtung: bitte Handschuhe und eine Zange verwenden, um Verbrennungen vorzubeugen).
Besonders in der katholischen Kirche ist es üblich, drei violette und eine rosa Kerze zu verwenden – entsprechend der liturgischen Farbe des Advents. Tradition haben aber auch die Farben Rot (als Symbol für Liebe) und Weiß. Mittlerweile sind der Farbwahl aber keine Grenzen gesetzt: Ob Grün, Blau oder Schwarz, alles ist möglich.
Schritt 3: Die Dekoration
Auch die Dekoration des Adventkranzes ist reine Geschmackssache. Gerne werden simple Naturprodukte verwendet wie Nüsse, Tannenzapfen, Zimtstangen, getrocknete Früchte oder Beeren. Je nach Beschaffenheit befestigt man die Deko-Bestandteile mit Blumendraht, Gestecknadeln oder Bändern. Je nachdem hilft oft auch eine Heißklebepistole. Ansonsten gibt es in Sachen Dekoration nur eine Regel: Genutzt wird, was gefällt. Von Trockenblumen über Federn und Schleifen bis hin zu kleinen Figuren ist alles erlaubt.
Machen Sie Ihren eigenen Adventskranz - Einkaufsliste:
- Strohkranz
- Tannenreisig (gern auch eine Mischung aus Zweigen anderer Nadelbaumarten)
- grüner Blumendraht
- Gestecknadeln/Patenthaften
- 4 Kerzen
- Befestigung für die Kerzen: steckbare Untersetzer oder dicker Draht
- Dekoration nach Belieben
- gut zu haben: Gartenschere, Handschuhe, Zange, ev. Heißklebepistole