Ein Osterkorb voll mit bunten Eiern
Bunte Eier gehören in Kitzbühel zu Ostern wie der Christbaum zu Weihnachten. Aber wie kam es eigentlich zu diesem weit verbreiteten Brauch? „Seit jeher gelten Eier als Symbol der Fruchtbarkeit, schon im alten Griechenland wurden sie rot gefärbt“, erzählt Hilde Flack, Expertin für Osterbräuche und das natürliche Färben. „Früher wurde die Fastenzeit zwischen Aschermittwoch und Ostern deutlich strenger eingehalten und auf Eier verzichtet“, schildert die traditionsbewusste Frohnatur weiter.
Die Hühner ließen sich während dieser Zeit natürlich nicht von ihrer täglichen „Arbeit“ abhalten und so sammelten sich viele Eier an. Wurden die Eier zunächst an die Lehnsherren oder Bedürftige abgegeben, entwickelte sich etwa im 16. Jahrhundert der Brauch, verzierte oder bunte Eier zu verschenken. Gearbeitet wurde damals mit Farben, die die Natur geliefert hat. Hilde Flack hat uns verraten, wie Ostereier auch heute ganz natürlich mit Zutaten von Kitzbüheler Landwirten gestaltet werden können.
Freilandeier und viel Gemüse
„Eier von freilaufenden Hühnern eignen sich am besten, weil die Schale viel stärker ist als jene von Batteriehennen“, erklärt die Kitzbühelerin. Weiße Eier bilden eine ideale Grundlage für die Farbe, aber auch braune Eier können zu originellen Ergebnissen führen. Als allererstes müssen sie gekocht und mit Essigwasser abgespült werden. Dann geht es an die Farben. „Da hat jeder eigentlich seine eigenen Ideen“, lacht Hilde Flack. Die bekannteste Art ist jene mit roten oder gelben Zwiebelschalen. Bei der Verarbeitung sollten sie möglichst frisch sein. „Rote Rüben geben auch einen schönen Rot-Ton. Spinatblätter oder Petersilie nimmt man für Grün und mit Heidelbeeren lässt sich hervorragend blaue Farbe herstellen“, so Hilde Flack. Auch Kurkuma, Safran (beide gelb), Mate-Tee (grün) oder Kaffee (braun) eignen sich ideal als natürliche Farbgeber.
Es wird bunt
Egal welche und wie viele Farben es werden, der Herstellungsprozess ist denkbar simpel: Die einzelnen Zutaten zerkleinern (nicht notwendig bei Tee oder Pulver), in reichlich Wasser geben und gut 30 Minuten kochen lassen. Anschließend die Brühe abkühlen lassen und abseihen bzw. durch ein Passiertuch ausdrücken, damit keine Rückstände in der Flüssigkeit bleiben. Am besten wird das Endprodukt in ein wiederverschließbares Gefäß gefüllt, denn es hält sich gut eine Woche.
Schon kann das Färben beginnen. „Die gekochten Eier übergieße ich immer noch einmal mit heißem Wasser, dann nimmt die Schale die Farbe besser auf“, merkte Hilde Flack an, „und dann werden sie einfach in der Farbe vollständig versenkt.“ Nach ein paar Minuten mit einem Löffel das Ei vorsichtig umdrehen, damit es sich gleichmäßig färbt und wieder rund fünf Minuten Zeit geben. Je länger es badet, desto intensiver wird das Ergebnis – zu lang gibt es hier nicht. „Die Farben werden natürlich nicht so quietschbunt wie jene aus dem Supermarkt. Es kann auch sein, dass zwei Eier am Ende ganz anders aussehen, obwohl sie in der selben Farbe gebadet haben. Das ist einfach die Natur“, freut sich die Oster-Insiderin über ihre Erfahrungen.
Speck und Blüten als kleine Helferin
Nachdem das Ei kurz mit Wasser abgespült wird, tritt die neue Farbe zum Vorschein: Pastellrosa, Hellgelb, ein sanftes Grün oder Taubenblau, alles aus natürlichen Quellen. Sobald das Ei trocken ist (vorsichtig mit einer Küchenrolle abtupfen), wird es noch mit einer Speckschwarte eingerieben. Das Fett bringt nicht nur Glanz, sondern verschließt auch die Poren, damit das Ei länger hält. Mit getrockneten Blättern (z.B. Petersilie oder Blüten) lassen sich auch ganz einfach Muster herstellen. Hierzu werden zusätzlich noch dünne Strümpfe und Bindfäden benötigt. Auf das warme und feuchte Ei werden nach Belieben nasse Blätter gelegt – durch die Feuchtigkeit halten sie auf der Schale. Der nächste Schritt ist etwas knifflig, denn jetzt muss der Strumpf über das Ei gezogen und an beiden Enden straff zugebunden werden, ohne das Muster zu verschieben. „Ein zweites Paar Hände ist da recht hilfreich“, lacht Hilde Flack. Sitzt der Strumpf, kann das Ei wieder vorsichtig in das Farbglas. Die weiteren Schritte sind gleich wie beim „einfachen“ Ei: Ist der Strumpf weg (Achtung: bitte nur einmal verwenden), wird es kurz abgespült, getrocknet und mit Speck eingerieben.
Natur pur
Der eigenen Kreativität ist beim Eier färben keine Grenze gesetzt. „Ich experimentiere auch viel herum“, sagt die Expertin, „bei den Farben und der Gestaltung.“ So lassen sich auch Batik-Eier mit verschiedenen Streifen kolorieren oder die Eier hintereinander in mehrere Farbgläser legen – dazwischen übrigens nicht abwaschen. Je nach Beschaffenheit der Schale ist sie später gesprenkelt oder ganz neu gefärbt. „So manches Endergebnis überrascht auch mich immer wieder“, schmunzelt Hilde Flack, „es ist einfach die Natur und die kann man nicht vorhersagen.“ Die Natur hinterlässt übrigens auch auf Fingern ihre Spuren. Hartnäckige Farbflecken gehen mit Zitronensaft ganz einfach weg.
Ostereier färben - kurz und bündig
- Freilandeier mit Essigwasser abwaschen und hart kochen
- für die Naturfarben eigenen sich u.a. Zwiebelschalen, Spinatblätter, Petersilie, Kurkuma, Mate-Tee, rote Rüben, Heidelbeeren, etc. – alles frisch
- die Rohstoffe zerkleinern und gut 30 Minuten in reichlich Wasser kochen lassen, abseihen, auskühlen und einzeln abfüllen
- die gekochten Eier nochmal mit heißem Wasser übergießen
- nach Wunsch mit getrockneten angefeuchteten Blüten oder Blättern verzieren
- einen dünnen Strumpf vorsichtig über das Ei ziehen und an beiden Enden straff zubinden
- das Ei für mindestens fünf Minuten vorsichtig in das Farbglas legen, dann wenden
- ist das gewünschte Farbergebnis erreicht, Strumpf abschneiden, mit Wasser abspülen und trocken tupfen
- das bunte Ei mit einer Speckschwarte einreiben und ins Osterkörbchen legen
- mit Zitronensaft etwaige Farbreste von den Fingern reiben